Das Nierenlabor - zur Erkennung von Nierenkrankheiten

Differenzierte Urindiagnostik

Zur Erkennung von Nierenerkrankungen ist eine differenzierte Urindiagnostik notwendig, über welche das Nierenlabor verfügt.

Die Aufarbeitung des Urins erfolgt in 2 Stufen. Zunächst wird der Urin auf die Beimengung von abnormen Bestandteilen wie Blut, Entzündungszellen (Leukozyten) und Eiweiß, sowie Anwesenheit von Glucose und Gallenfarbstoff untersucht. Daran schließt sich die qualitative und morphologische Analyse an.

In der Zählkammer wird die Menge ausgeschiedener Erythrozyten und Leukozyten gemessen. Die vermehrte Eiweißausscheidung wird quantitativ erfasst und es wird geprüft, ob sich abnorme Eiweißstoffe (Paraproteine) im Urin nachweisen lassen, welche auf das Vorliegen von Blutzellerkrankungen (multiples Myelom) schließen lassen. Im Phasenkontrastmikroskop wird untersucht, ob die vermehrte Blutausscheidung im Urin durch eine urologische Erkrankung (z.B. Nierenstein) bedingt ist oder durch eine Nierenentzündung (glomeruläre Erkrankung - Glomerulonephritis). Unterstützend ist der Nachweis von Zylinder (granulierte Zylinder, Erythrozytenzylinder, Leukozytenzylinder, Wachszylinder), welche in der Diagnostik von Nierenerkrankung von Wichtigkeit sind.

Die Urinzytologie erlaubt weiterhin die Diagnostik von Tumoren in der Niere und den ableitenden Harnwegen.
Ist eine Nierenerkrankung nachgewiesen, muss geklärt werden, ob die Erkrankung auf die Niere beschränkt ist (sogenannte primäre Nierenerkrankung) oder ob die Niere sekundär im Rahmen einer generalisierten Erkrankung mitbefallen ist.

Einer der Schwerpunkte des Nierenzentrums ist die Diagnostik und Therapie dieser generalisierten Systemerkrankungen, der sogenannten Autoimmunerkrankungen. Zu diesen Autoimmunerkrankungen gehören Vaskulitiden (entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße) und Kollagenosen (entzündliche Erkrankungen aus dem rheumaformen Kreis, welche mit vermehrter Bindegewebsbildung einhergehen). Unter den Vaskulitiden mit Nierenbeteiligung sind am häufigsten die Wegener'sche Granulomatose, die mikroskopische Polyangiitis, das Churg-Strauss-Syndrom und die essentielle kryoglobulinämische Vaskulitis (Kryoglobulinämie). Am häufigsten unter den Kollagenosen mit Nierenbeteiligung sind systemischer Lupus erythematodes, systemische Sklerose (limitiert und systemisch) (Sklerodermie) und der Morbus Sjögren.
Das Nierenlabor hat sich auf den Nachweis dieser Autoimmunerkrankungen spezialisiert. Die Wegener'sche Granulomatose, die mikroskopische Polyangiitis und das Churg-Strauss-Syndrom können durch den ANCA-Test (Antineutrophile zytoplasmatische Antikörper ) diagnostiziert werden, hier ist das Nierenlabor Referenzlabor für die Erkrankung. Die Diagnostik der Kryoglobulinämie erfolgt durch Isolierung und Typisierung (Typ I-IIII) der Kryoglobuline.
Einen weiteren Schwerpunkt des Nierenzentrums, die Diagnostik und Therapie des systemischen Lupus erythematodes mit Nierenbeteilung, unterstützt das Nierenlabor durch den Nachweis von Antikörper gegen Kernbestandteile, Nukleosome, bestehend aus Doppelstrang-DNS und Histonen. Der Nachweis von Antikörper gegen Nukleosome ist relativ spezifisch für den SLE. Die Messung von Antikörper gegen andere Kernbestandteile (SSA-RO/SSB-LA) hilft in der Diagnostik einer Sonderform des systemischen Lupus erythematodes (subakut kutaner SLE) und in der Erkennung des M. Sjögren.
Die Therapie der Autoimmunerkrankungen erfolgt durch Immunsuppressiva, Medikamente, die die Entgleisung der Immunantwort bekämpfen, gleichzeitig aber auch die körpereigene Abwehr reduzieren, so dass die Infektneigung gehäuft ist. Die Diagnostik der Infektionen bei Autoimmunerkrankung ist nicht einfach. Hier bietet das Nierenlabor mit der Messung des Procalcitonins einen Labortest an, welcher die Unterscheidung zwischen Entzündung, hervorgerufen durch Infektion oder durch Autoimmunerkrankung erleichtert.
Die Schwerpunkte des Nierenlabors sind auch wissenschaftlich dokumentiert.


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