Strategien gezielter Lymphozyten-Modulation zur Vermeidung von Organ-Abstoßungen und Therapie von Autoimmun-Erkrankungen

AG Schaier

Lymphozyten und ihre Subtypen spielen sowohl bei der Pathogenese von Organabstoßungen als auch bei Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle. Durch gezielten Einsatz von pharmakologischen Substanzen kann die Migration, Proliferation, Apoptose und Funktion der Lymphozyten beeinflusst werden. Ferner kann die Effektivität etablierter Substanzen wie der Mycophenolsäure durch ein individualisiertes Therapiemonitoring mittels pharmakodynamischer Messung der IMPDH Aktivität gesteigert werden.

Bestimmte Subtypen von regulatorischen T-Lymphozyten erlauben es Patienten zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für eine Organabstoßung oder eine Autoimmunerkrankung aufweisen, dadurch ist ein gezielterer Einsatz von Immunsuppressiva möglich.

A)  Pharmakodynamisch: gezieltere Therapie durch IMPDH Monitoring
Neben dem pharmakokinetischen Monitoring der MPA Konzentration konnte auch ein pharmakodynamisches Monitoring der IMPADH Aktivität für Patienten nach Nierentransplantation und Autoimmunpatienten mit Mycophenolsäuretherapie etabliert werden (Schaier M, Rheumatology, 2010; Sommerer C, Br J Clin Pharmacol, 2010). Ferner konnten wir zeigen, dass Protonenpumpeninhibitoren signifikant mit der Resorption des Mycophenolsäurederivates MMF interagieren (Schaier M, Rheumatology, 2010).

B) Identifizierung spezifischer Treg Subpopulationen für individualisierte Immunsuppression
Regulatorische T-Zellen (Tregs) sind für die Aufrechterhaltung der feto-maternalen Immuntoleranz in der Schwangerschaft von zentraler Bedeutung. Diese immunsuppressiv wirkenden Zellen beeinflussen auch maßgeblich die Akzeptanz eines transplantierten Organs.
Wir konnten dabei große Ähnlichkeiten bzgl. der Veränderung spezifischer Treg Subpopulationen und deren funktioneller Aktivität bei Schwangeren und bei Nierentransplantierten feststellen (Kisielewicz A, Schaier M, Clin Immunology, 2010).
 

 

Ferner konnten wir zeigen, dass die suppressive Aktivität des Gesamt-Treg-Zellpools maßgeblich von dessen Anteil an DRlow+- und DRhigh+-Tregs und somit von dessen HLA-DR Mean Fluorescence Intensity (MFI) der DR+-Treg-Population abhängig ist (Schaier M, PLoS ONE, 2012).

Dieser HLA-DR MFI der DR+-Tregs ist bei Patienten mit akuter Transplantatabstoßung signifikant vermindert und kann als nichtinvasiver Marker zum Screening von frühen akuten Transplantationsabstoßungen eingesetzt werden (Schaier M, Transplant Intern, 2012).  

Bei Patienten mit akuter Abstoßung führt eine Steroidbolustherapie  zu einer Erhöhung der stark suppressiven DRhigh+-Tregs. (Seissler N, Transplant Immunol, 2012).

Als Probanden dienen sowohl Patientinnen mit normalem und gestörtem Schwangerschaftsverlauf, Patienten mit Autoimmunerkrankungen als auch nierentransplantierte Patienten mit komplikationslosem Verlauf und akuter Transplantatabstoßung.

Diese Untersuchungen könnten verschiedene bekannte, oder auch neue Treg-Subpopulationen identifizieren, die für das Immunmonitoring während einer Risikoschwangerschaft, oder nach einer Organtransplantation von Bedeutung sind.

Möglicherweise kann ein derartiges Immunmonitoring eine individualisierte immunsuppressive Therapie ermöglichen.

 

Projekt-Leitung

PD Dr. med. Matthias Schaier
matthias_schaier@med.uni-heidelberg.de


+49 6221 9112 0


Beteiligte Personen

Sabine Bönisch-Schmidt
Cand. med. Christine Altenmüller
Cand. med. Angèle Leick
Cand. med. Janice Maib  

Partner

Prof. Dr. Andrea Steinborn, Abtl. Gynäkologie, Universität Heidelberg 
Prof. Dr. Claudia Sommerer, Nierenzentrum Heidelberg

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