Bedeutung von Blutgruppen- und HLA-Antikörpern bei Nierentransplantation

AG Morath

Die beste Therapie für Patienten mit chronischem Nierenversagen ist die Transplantation einer Spenderniere. Doch selbst wenn Blutgruppen- und Gewebemerkmale übereinstimmen, ist das Immunsystem des Organempfängers in der Lage, die Spenderniere als fremd zu erkennen und gegen sie eine Immunantwort auszubilden. Transplantierte Patienten müssen daher ihr Leben lang immunsuppressive Medikamente einnehmen.

Dennoch wird das Spenderorgan bei mehr als zehn Prozent der Patienten innerhalb der ersten drei Jahre abgestoßen. Eine entscheidende Rolle bei der Abstoßungsreaktion spielen Antikörper, die speziell gegen bestimmte Oberflächenmerkmale (sog. humane Leukozytenantigene – HLA) des Spenderorgans gerichtet sind. Einige Patienten weisen bereits vor der Transplantation Antikörper gegen HLA-Merkmale des zukünftigen Spenders auf, die Abwehrreaktion des Körpers fällt dann besonders stark aus.

Diese Patienten profitieren von einem in Heidelberg entwickelten Therapiekonzept zur Desensibilisierung des Immunsystems. Zentraler Bestandteil dieser Desensibilisierung ist die Immunadsorption zur Entfernung von schädlichen HLA-Antikörpern aus dem Blut des Patienten.

Durch die anschließende Gabe von Rituximab, einem Medikament welches gegen Antikörper-produzierende Abwehrzellen – den sog. B-Lymphozyten – gerichtet ist, wird die Bildung neuer Antikörper verhindert.

 

Im Rahmen eines von der Dietmar Hopp Stiftung geförderten Projekts wird dieses Verfahren aktuell weiterentwickelt. Bislang konnten in Heidelberg mehr als 60 Patienten mit sehr hohem Abstoßungsrisiko auf diese Weise zur Lebendspende vorbehandelt werden. Nach einem Jahr funktionieren noch rund 95 Prozent der Transplantate. Inzwischen entsprechen die Ergebnisse denen von Patienten ohne Vorliegen von Antikörpern und somit ohne erhöhtes Risiko.

Das neue Therapiekonzept findet inzwischen auch dann Anwendung, wenn zwischen Spender und Empfänger eine Blutgruppenunverträglichkeit vorliegt, sowie bei der Transplantation anderer Organe.

Aktuell laufen Vorbereitungen zur Überprüfung dieser Therapieverfahren im Rahmen von multizentrischen Studien. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Suche nach Markern, die bereits im Vorfeld eine Abstoßungsreaktion gegen das Spenderorgan voraussagen können. Im Rahmen von Studien zeigte sich, dass es unter den zahlreichen Arten von Antikörpern, die in jedem Menschen vorkommen, bestimmte Varianten gibt, die schwer zu unterdrückende Abstoßungsreaktionen fördern.

Hierzu laufen Untersuchungen im Blut, sowie im Gewebe aus Biopsien von transplantierten Organen.

 

Projekt-Leitung

Prof. Dr. med. C. Morath
christian_morath@med.uni-heidelberg.de


+49 6221 9112 0 


Beteiligte Personen

Dr. med. Luis Eduardo Becker

Dr. med. Katrin Klein
Dr. med. Sebastian Schäfer
Dr. med. Jörg Beimler
Prof. Dr. med. Vedat Schwenger
Prof. Dr. med. Martin Zeier
Iris Arnold, MTA
Anke Wollschläger, BTA

Partner

Kooperation mit der Abteilung Transplantationsimmunologie am UKL-Heidelberg, der Abteilung Transplantationschirurgie am UKL-Heidelberg und dem Pathologischen Institut der Universität Heidelberg

Prof. Dr. med. Caner Süsal, Transplantationsimmunologie
Prof. Dr. med. Gerhard Opelz, Transplantationsimmunologie
Prof. Dr. med. Peter Schemmer, Transplantationschirurgie
Prof. Dr. med. Rüdiger Waldherr, Pathologie
Dr. med. Stefan Macher-Göppinger, Pathologie

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