Der mit 4.000 Euro dotierte 1. Platz beim Forschungspreis „Experimentelle Forschung“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) geht im Jahr 2020 an ein internationales und interdisziplinäres Forschungsteam um Dr. med. Christian Nußhag, Nierenzentrum Heidelberg des Universitätsklinikums Heidelberg. Mit Unterstützung unter anderem von Prof. Dr. med. Martin Zeier sowie Prof. Dr. med. Christian Morath (Nierenzentrum Heidelberg am Universitätsklinikum Heidelberg), Prof. Dr. med. Markus Weigand (Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Heidelberg), Prof. Dr. med. Thorsten Brenner (Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen) und Prof. Dr. med. Jochen Reiser (Internal Medicine, Rush University Chicago) hat der junge Forscher einen neuen Biomarker getestet, mit dem sich der Krankheitsverlauf einer durch Blutvergiftung (Sepsis) ausgelösten akuten Nierenverletzung (AKI) besser prognostizieren lässt. Auch Angriffspunkte für eine Nieren-gerichtete Therapie könnten sich daraus ergeben. „Bisher gibt es keine ursächliche Therapie für die AKI, eine der häufigsten Komplikationen bei kritisch kranken Patienten überhaupt. Die Forschungsarbeit von Doktor Christian Nußhag bringt hier wichtige neue Erkenntnisse und wir freuen uns, seine Forschung dabei weiter unterstützen zu können“, sagte DIVI-Präsident Prof. Dr. med. Uwe Janssens bei der Preisverleihung im Rahmen des Online-Jahreskongresses DIVI20 virtuell der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).
Der häufigste Auslöser für eine AKI ist eine Blutvergiftung (Sepsis). Bisher kann man zwar die Sepsis behandeln, nicht aber die Störungen in der Niere und auch die genaue Pathophysiologie ist nicht abschließend geklärt. Außerdem gab es bisher keinen guten Bio-Marker, der nach Einleitung der Sepsis-Therapie zuverlässige Prognosen für die Nierenfunktion erlaubte. Vor diesem Hintergrund hat Dr. med. Christian Nußhag in den letzten dreieinhalb Jahren einen neuen prognostischen Biomarker, den löslichen Urokinase-Plasminogenaktivator-Rezeptor (suPAR), getestet – mit vielversprechenden Ergebnissen: „Wir haben festgestellt, dass dieser Marker schon sehr früh anzeigt, ob die Therapie funktioniert. Die Frage etwa, ob ein Patient eine Dialyse braucht oder nicht, lässt sich somit frühzeitig beantworten“, erklärt Dr. Nußhag.
Mögliche Ansatzpunkte für erste Nieren-gerichtete Therapie
Ob suPAR darüber hinaus auch in die Pathophysiologie der septischen AKI involviert ist, wurde anhand von Mausmodellen untersucht. Dr. Nußhag und sein Team fanden dabei Hinweise darauf, dass dies der Fall zu sein scheint. „Derzeit schauen wir uns die genaue Wirkungsweise tiefergehend an – sowohl immunologisch als auch stoffwechselbezogen. Wenn sich die Hinweise bestätigen sollten, hätten wir eine Grundlage für die erste Nieren-gerichtete Therapie überhaupt“, so der Forscher.
Über den DIVI-Forschungspreis
Der DIVI-Forschungspreis, auch bekannt als Posterwettbewerb, wird jährlich im Rahmen des DIVI-Kongresses verliehen. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft möchte die DIVI damit der methodischen Diskussion einen höheren Stellenwert einräumen. Die jeweils vier besten Abstracts aus den Bereichen klinische- und experimentelle Medizin werden von einer Expertenjury vor dem Kongress bewertet und ausgewählt. Die beiden SiegerInnen erhalten 4.000 Euro, die zweiten 2.000 Euro und die Plätze 3 und 4 je 1.000 Euro.